Familienaufstellung – was ist das eigentlich?

05.09.2023 | 0 Kommentare

Wenn du dich für Beziehungsmuster und Dynamiken in Familien und anderen Systemen interessierst, hast du bestimmt schon mal von einer Systemischen Aufstellung oder einer Skulpturarbeit gehört. 

Und wenn nicht, ist dieser Artikel erst recht spannend für dich. 😉

Bei einer Aufstellung geht es darum, Beziehungen, Dynamiken und Verstrickungen sichtbar zu machen.

Diese Methode kann man natürlich in diversen Systemen anwenden. Also auch in Teams, Vereinen oder überall dort, wo mehrere Menschen miteinander etwas zu tun haben.

Hier wollen wir uns aber auf den familiären Rahmen konzentrieren.

Als Kleinkind prägen uns besonders die primären Bezugspersonen. Also meistens die Familie und hier vor allem die Eltern. Das ist ja soweit nichts Neues.

Was uns aber oft nicht so klar ist und mit dem Kopf auch nicht durch reines Reflektieren bewusst wird (oder zumindest nicht so schnell, effektiv und nachhaltig), sind die Bänder, die sich durch unsere Familien ziehen.

Mit Bändern meinen wir hier Dinge, die uns verbinden, die sich wiederholen: Zum Beispiel leben wir immer noch so, dass der Mann am Ende das Sagen in der Familie hat, so wie es von den Generationen vor uns gelebt wurde. Dabei finden wir es total wichtig, dass beide gleichberechtigt sind. Oder die Frauen in unserer Ahnenreihe haben sich zwar immer gut um alle anderen gekümmert, aber nicht so richtig nach sich geschaut und nun stelle ich bei mir das gleiche Verhalten fest.

Diese Bänder  wirken noch, auch wenn wir schon längst erwachsen geworden sind. Unsere Eltern vielleicht schon gestorben sind oder wir den Kontakt abgebrochen haben.

Und sie wirken über Generationen hinaus.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir nicht die ersten in unserer Familie sind, die in diesen Strukturen (fest)stecken. 

Durch die Familienrekonstruktion wird Unbewusstes sichtbar gemacht. Ebenso werden auch unausgesprochene Regeln bildlich dargestellt und Rollen, die jeder einnimmt, zeigen sich in szenischer Deutlichkeit. 

Familienaufstellungen – wann und wozu ist sie hilfreich?

Bei einer systemischen Aufstellungsarbeit können zwei verschiedene Fragestellungen in den Vordergrund gestellt:

  1. Welche Beziehungen haben die einzelnen Familienmitglieder untereinander?
  2. Wie stehen die inneren Anteile eines Einzelnen zueinander?

Das heißt, es können sowohl innere Prozesse und Dynamiken verdeutlicht werden. Als auch generationsübergreifende Familiendynamiken sichtbar machen. 

Wichtig ist uns hierbei direkt zu betonen, dass es nie um Schuldzuweisungen geht. Vielmehr sollen Dynamiken, Verstrickungen, Bindungen aufgezeigt werden, die eh da sind und wirken. Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, um sie auflösen, verändern, transformieren zu können. Schuld wäre dabei der völlig falsche Ansatz, da sie uns in die Regression, in die Abhängigkeit führt. Wenn ich die Schuld jemand anderem gebe, statt die Verantwortung für mich zu übernehmen, bleibe ich gefühlt klein, abhängig und ohnmächtig. Und da wollen wir sicher nicht hin. 😉

Erfahrungen mit Systemischer Familienaufstellung 

Vermutlich interessiert dich besonders, wie denn nun diese spannende Methode wirkt. Es ist ja schön und gut, dass Beziehungen sichtbar werden, Unbewusstes sich zeigt….aber was machst du am Ende damit?!

Die Erfahrungen, die wir hier wiedergeben, stammen sowohl von Teilnehmer/innen als auch von Katja selber. Schließlich sind wir auch selber stets Staunende und Lernende. 🙂

Wir unterscheiden hier nun zwischen einer kurzfristigen und einer langfristigen Wirkung. 

Ganz persönlich: Erfahrung von Katja

Erst einmal zu den Gefühlen und Gedanken, die sich oft in und kurz nach einer Familienaufstellung zeigen

“Ich weiß noch, wie es mir damals ging, als ich das erste Mal an einer Aufstellung teilnahm. Vom Hörensagen wusste ich, was auf mich zukommt. Aber ehrlich gesagt, kam mir das alles ganz schön abstrus vor. Ich war damals noch kopflastiger als heute 😉 und konnte mir nicht vorstellen, wie jemand sich vollständig in jemand anderen hineinspüren kann, den er nicht kennt, der auch nicht da ist. 

Mit einer gewissen Zurückhaltung startete ich also in diese Sitzung. Zuerst erfolgte das sogenannte Einrollen. Bei diesem erhält man als StellvertreterIn ein paar Infos zu der Person, die man verkörpert und wird in Position gebracht. Also so hingestellt, wie es für die Fragestellung am besten passt (Gestik, Mimik).

Ab da hatte ich das Gefühl, ich diene einer größeren Sache. Ich kann es gar nicht weniger imposant sagen. Es fühlte sich so an, dass ich Teil von etwas sein darf, was ich nicht ganz verstehe (schließlich kenne ich die Familie, die aufgestellt wird, ja nicht). Was größer ist als mein Kopf in dem Moment erfassen kann.

Und gleichzeitig war klar: Ich brauche nichts weiter zu tun als zu spüren – Was fühle ich? Wie geht es mir? Was nehme ich in meinem Körper wahr?

Die Erfahrung war total eindrücklich und ist mir sehr präsent geblieben. 

Zwischenzeitlich bin ich überzeugt, dass jede Rolle, die wir als StellvertreterIn einnehmen auch immer etwas mit uns zu tun hat. In welcher Form auch immer: als ungelebter Anteil, als bekannter Anteil. Am Ende ist eine Aufstellung nicht nur für den, der seine Familie aufstellt, ein totaler Gewinn, sondern für jeden, der an diesem besonderen Prozess teilnimmt.”

Erfahrungen aus Sicht von Teilnehmenden

Die Sitzungen werden meist als sehr intensiv erlebt. Gefühle fließen ebenso wie Tränen. Diese können aus dem Schmerz heraus kommen, weil endlich etwas betrauert werden darf, was lange geleugnet wurde. Oder aus Rührung und Versöhnung. Weil Blickwinkel eingenommen werden können, die ein anderes Verständnis für den größeren Zusammenhang erlauben. Das wirkt sich oft sehr entlastend aus.

Und manchmal fließen auch keine Tränen. 😉 

Oft genug kommt es vor, dass die vermeintlich unangenehmen Gefühle an Bedeutung verlieren. Und stattdessen Dankbarkeit und eine neue Form von Freiheit entsteht. 

Langfristig werden die Auswirkungen leiser, aber nicht minder wirkungsvoll. Im Gegenteil. 

Die Haltung ändert sich nach tiefgreifenden Erkenntnissen. Ich trete vielleicht meiner Mutter ganz anders gegenüber oder reagiere ganz anders auf ihre Vorwürfe, wenn ich erkannt habe, wie bereits sie mit ihrer Mutter verstrickt war. Und aus welchen Motiven heraus sie handelt.

Und damit wirken und handeln wir anders.Wir  brauchen es den aktuell Beteiligten gar nicht erzählen oder erklären. Es wird spürbar sein, dass sich etwas verändert hat. Und damit erzielen  wir ganz neue Effekte.  

Wir möchten es noch etwas konkreter für dich machen:

Geldsorgen gelöst mit Aufstellungsarbeit

Eine Klientin berichtete, dass sie mit ihrem Partner immer wieder Geldsorgen habe. Sie lebten in einem Gefühl von Mangel, obwohl beide Akademiker sind und objektiv gutes Geld verdienten. Doch am Ende des Monats wurde es immer knapp. Und keine Ausgabenliste hatte bisher geholfen zu verstehen, wohin das Geld ging. 

In der Aufstellungsarbeit stellte die Klientin sowohl ihre Familie als auch die ihres Partners auf. Sie kam aus eher ärmlichen Verhältnissen. Ihr Partner kam als mittelloser Flüchtling nach Europa und hatte seine Familie in seinem osteuropäischen Heimatland zurückgelassen. 

Wir ließen auch einen Stellvertreter für das Geld aufstellen. Dieser wurde sofort ganz unruhig und formulierte den Satz, er dürfe hier nicht sein, er müsse weg.

Es zeigte sich: Beide fühlten sich ihren Familien gegenüber illoyal, da es ihnen besser geht. Sie erlaubten sich nicht, ihren erreichten Wohlstand zu genießen. Das schlechte Gewissen war zu groß.

Die Stellvertreter beider Familien waren total überrascht. Sie wollten doch nur das Beste für die beiden. Die Familie der Klientin war sehr stolz auf sie, konnte es nur nicht richtig zeigen. Und seine Familie formulierte deutlich, dass sie ihm doch extra die Ausreise ermöglicht hätten, damit es ihm besser geht. 
Es war so eine Erleichterung spürbar!

Wir erarbeiteten noch einen ersten konkreten Schritt, den die Klientin nach dieser Sitzung umsetzen wollte. Damit die Dankbarkeit und Erleichterung auch gelebt wird. Sie buchte mit ihrem Partner eine Reise und erzählte ihrer Familie davon. 

Und was sollen wir noch sagen?! Das Geld reichte für die Reise und die Familie freute sich für die beiden, dass sie sich endlich mal einen Urlaub gönnten. 

Gefahren bei einer Familienaufstellung

Wir haben noch überlegt, ob wir  “Risiken” oder direkt “Gefahren” schreiben sollen. Aber dann haben wir nochmal an erlebte oder uns erzählte Ereignisse gedacht und die Antwort war klar:

Es gibt wirkliche Gefahren bei einer Systemischen Aufstellungsarbeit.

Da ist zuerst einmal der Rahmen. Es haben sich schon einige Menschen bei uns gemeldet, die ein Thema aufarbeiten wollten, was im Rahmen einer Familienaufstellung aufgeploppt ist und mit dem sie dann einfach nach Haus verabschiedet wurden.

Wir konnten es erst nicht recht glauben. Da werden Aufstellungen in einer großen Halle auf der Bühne angeboten. Die Leute reisen von weit her an. Sie dürfen selber aufstellen oder als StellvertreterIn teilnehmen. Nach der Arbeit, die z.B. auch noch direktiv stattfinden, aber dazu später, werden Sie von der Bühne verabschiedet…..und alleine gelassen mit ihrem Erlebnis.

Eine Frau  war nach einer solchen Erfahrung immer noch ganz aufgelöst, weil sie vom Leiter der Aufstellung erfahren hat, dass sie eigentlich ein Zwilling sei. Sie habe diesem aber im Mutterleib die Nahrung weggenommen (wie soll das bitte gehen?!), deshalb sei der Zwillling verstorben und sie leide bis heute unter Schuld, Scham und dem Gefühl von Einsamkeit. Die Frau hatte noch nie davon gehört, dass ihre Mutter mit Zwillingen schwanger gewesen sein soll. Auch auf direkte Nachfrage, verneinte die Mutter dies. 

Und damit sind wir auch schon bei einem weiteren Kritikpunkt: Einige AufstellungsleiterInnen geben Dinge vor. Ja, wir meinen es genauso. Sie nennen keine Hypothese oder bieten eine Idee an. Sondern sie geben Sätze vor, die gesagt werden sollen. Oder, wie in der oben beschriebenen Situation, sagen sie, wie etwas gewesen ist. Ohne, dass es ein Anzeichen dafür gab, die Klientin in irgendeiner Form dies gespürt hat oder es mit ihr in irgendeiner Form räsonieren würde.

Trotzdem blieb der Coach dabei, dass es so gewesen ist.

Das ist nicht nur übergriffig, sondern auch gefährlich

Denn die Frau spürte nun tatsächlich Gefühle der Schuld und Scham. Und wusste nicht wohin damit.

Auch dies darf es unserer Meinung nach nicht geben: Dass man Klienten, die den Mut haben, sich ihren Lebensthemen zu stellen, Dinge begreifen möchten, wachsen und heilen wollen, auf eine Bühne holt und dann alleine nach Hause fahren lässt. Ohne ein Angebot der Aufarbeitung, der Integration in das bisherige Bild von sich, in ihren Alltag. Und dann noch als LeiterIn einer Aufstellung sich über die Wahrnehmung der KlientInnen stellt.

Spirituell-systemische Familienaufstellung – unser besonderer Ansatz für dich

Aus vielen solchen Erfahrungen heraus hat sich unsere ganz spezielle Art der Familienaufstellung entwickelt. Es kommt ein fester Kreis von Menschen zusammen, um miteinander zu spüren und zu wachsen. Dadurch kann ein ganz heilsamer Rahmen aus Vertrauen und Sicherheit entstehen. Der Kreis wird geöffnet und am Ende unserer Treffen geschlossen. Alles darf in diesem sein und bleibt in diesem.

Und mit “alles” meinen wir auch tatsächlich “alles”. Wie es für dich passt und sich zeigt, nehmen wir in den Kreis der Aufstellung auch Energien und Themen vergangener Zeiten mit auf. Wenn du das möchtest, ist es auch in diesem Rahmen möglich, mit deinen Lieben in der geistigen Welt Kontakt aufzunehmen und sie mit in die Aufstellung einzubeziehen.  Wir  verbinden uns ebenso mit dem Halt und der Verwurzelung unserer Erde und holen uns auch spirituelle Unterstützung und Begleitung von “oben”. 

Falls es so sein sollte, dass du nach der Aufstellung das Gefühl hast, noch etwas vertiefen zu wollen, kannst du immer ein 1:1 mit uns buchen. 

Auch hier ist uns wichtig: Wir lassen dich nicht allein! 

Quellen

IFW Institut für Fort- und Weiterbildung, Skript zur Ausbildung Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapieausbildung, Einführungsseminar

IFW Institut für Fort- und Weiterbildung, Skript zur Ausbildung Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapieausbildung, Das Individuum. Systemisches Arbeiten mit NLP/Trance

Satir, Virginia (2013): Selbstwert und Kommunikation. Familientherapie für Berater und zur Selbsthilfe. Stuttgart: Klett-Cotta

Schlippe, A. von; Schweitzer, J. (2007) Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. 10. Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht

Schweitzer, J.; von Schlippe, A. (2015): Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung II. Das störungsspezifische Wissen. 6. Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht

Systemisches Institut Augsburg Volkmar Abt: Skript zur Weiterbildung „Systemische Konzepte in der Kinder- und Jugendhilfe“

Systemisches Institut Augsburg Volkmar Abt: Skript zur Weiterbildung „Systemische/r Berater/in“

Von Sydow, K.; Borst, U. (Hrsg) (2018): Systemische Therapie in der Praxis. Weinheim, Basel: Beltz

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Spirituelles Coaching

Hey, wir sind Verena und Katja, die Gründerinnen von WunderSein.
Hier bloggen wir zu allen möglichen Themen aus Spiritualität, Coaching und Therapie.

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